Sanfte Grashügel im Süden Koreas

Schon mal von der Stadt Busan gehört? Oder von Gyeongju? Ich jedenfalls (vor dieser Reise) nicht. Es scheint, dass neben Seoul kaum eine andere südkoreanische Stadt wirklich international bekannt ist. In Südkoreas zweitgrößter Stadt Busan leben aber immerhin 3,5 Millionen Menschen.

Unser Zuhause für die nächsten 3 Nächte heißt Gyeongju, die Hauptstadt des alten Königreichs Silla. Wir reisen diesmal per Zug und der überdimensioniert große Bahnhof liegt weit außerhalb der Stadt. Direkt daneben werden viele neue Wohntürme gebaut, genau wie in Busan, das ich für einen Tag alleine besuche. Viele Baustellen und brachial große Wohnkomplexe prägen nicht nur Seoul, sondern auch die Landschaft im Südosten Koreas.

Zunächst aber Gyeongju: wir übernachten im alten Teil der Stadt und daher direkt zwischen den touristischen Attraktionen. Neben rekonstruierten Tempelanlagen und archäologischen Grabungsstätten sind es vor allem die markanten Hügelgräber, die die Stadt prägen. Sanft erheben sich überall in der Stadt Grasflächen zu etwa 10 Meter hohen Wölbungen, manchmal kahl, manchmal mit knochigen Bäumen bewachsen. Darunter befinden sich königliche Grabstädten aus der Silla-Dynastie.

Auffällig sind die vielen Foto-Läden in Gyeongju. Es handelt sich aber nicht etwa um professionelle Fotografen oder Studios. Hier gibt es einfach mehrere Räume mit Fotoautomaten für Selfies. Extra dafür werden etliche Accessoires bereitgestellt – von Hasenohren bis Schnauzbärten. Passend dazu sind überall in der Stadt die besten Foto-Spots ausgezeichnet – die vielen Tourist:innen nutzen es und fotografieren genau dort, wo es das Schild vorschlägt.

Die Silla beherrschten vom 7. bis ins 10. Jahrhundert fast die gesamte koreanische Halbinsel. Die mächtigen Tempelanlagen, darunter eine 9-stöckige Holz-Pagode, wurden bei Kriegen und dem Einfall der Mongolen jedoch zerstört. Vieles wird heute wieder entdeckt, ausgegraben und sogar rekonstruiert. Im Nationalmuseum von Gyeongju schauen wir uns viele der Exponate und Funde der Ausgrabungen an.

Von der Holz-Pagode steht im extra dafür angelegten Museum ein maßstabsgetreues Modell. Obwohl es viel kleiner als das Original ist, hat schon dieses 8 Jahre Bauzeit in Anspruch genommen. Und wenn man dem patriotisch angehauchten Museums-Film glauben kann, so soll in den nächsten Jahren noch viel mehr in Gyeongju wieder aufgebaut werden, inklusive eben dieser Holz-Pagode… dann aber in Originalgröße. Achso: wiedervereinigt ist Korea dann auch, so lässt uns der Film, untermalt mit dramatischer Musik direkt wissen. Da kommt wohl ein bisschen Nationalstolz und Propaganda zusammen.

Gyeongju scheint vor allem für Tagesausflüge aus Busan beliebt zu sein. Dies erkennen wir daran, dass nach 20 Uhr kein Restaurant mehr geöffnet hat und vor 11 Uhr kein Frühstück zu bekommen ist. Tagsüber sind die Straßen belebt, morgens und abends ist es ausgestorben.

Busan ist eine Großstadt mit typischen Einkaufsstraßen, Shopping-Malls und touristischen Aussichtspunkten. Die Stadt ist vor allem für ihren Hafen und den riesigen Fischmarkt bekannt. Ich schlendere hier einen Tag gemütlich durch die Stadt und komme abends mit müden Beinen wieder zurück ins Hotel. Vielleicht wird es mich/uns noch einmal in die Gegend (und auch nach Busan) bringen, denn 2030 will Busan die Expo-Weltausstellung ausrichten. Die Bewerbung steht und es wird überall damit geworben, dass Busan „ready“ sei. Vielleicht ist das ein gutes Mittel, um eine weitere Stadt neben Seoul international bekannt zu machen. Wir würden jedenfalls wiederkommen.

Den letzten Tag in Südkorea sind wir wieder in Seoul, inklusive ein paar lustiger Stunden in Lotte World, einem großen Vergnügungspark mitten in der Stadt.

Die letzten Stunden genießen wir bei Anna, die uns noch einmal zum Essen einlädt und für uns kocht. Schön, dass wir uns wieder gesehen haben!

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6 Gedanken zu „Sanfte Grashügel im Süden Koreas

  1. Großartig!! Velen Dank für den Bericht und die Fotos!!
    Toll, dass ich euch aus der Ferne so ein wenig begleiten kann!
    In Vorfreude auf euer Kommen seid herzlichst gegrüßt

  2. Lieber Soehnke, lieber Arne, das alte Europa muss euch ja wie eine Spielzeuglandschaft vorkommen. Diese Bauten sind einfach irrsinnig. Asien ist doch einzigartig in Geschichte und neuer Architektur. Ich habe euch gern „begleitet“.

  3. Es war schön,dass wir euch auf eurer Reise begleiten konnten.Und alle Stationen untermauert mit Text und super guten Bilder.Ihr habt so viele positive Erfahrungen und Erlebnisse haben dürfen.Das wird euch alles lange begleiten.Ich freue mich auf ein frohes Wiedersehen.Danke.

    1. Danke auch euch beiden für die aktive Anteilnahme an unseren Berichten. Die Rückkehr nach Europa rückt nahe und wir freuen uns auch auf ein baldiges Wiedersehen mit euch. Bis dahin ganz liebe Grüsse…

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