Sehr viel Sand und ein traumhaftes Hotel

Nach insgesamt 20 Stunden Flug von Asien nach Afrika landen wir in Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Erst die Millionenmetropole Seoul, jetzt dieser kleine, unscheinbare und sehr dünn besiedelte Ort. Ein paar (zugegeben sehr gute) Restaurants, hier und da eine Statue oder ein einzelnes markantes Gebäude… aber sonst nichts was uns in der Stadt wirklich lange hält. 

Ortsnamen wie Kalkrand, Lüderitz oder Mariental entdecken wir auf der Karte. Namibia hat eine deutsche Geschichte und das wird schnell sichtbar. Bei einem Kaffeestop entlang unserer Route südwärts begrüßt uns ein weißhaariger groß gebauter Mann. Er, geborener Namibier, hat deutsche Wurzeln, und spricht so fließend und fehlerfrei deutsch, dass ich noch nachfrage, ob er nicht doch aus Deutschland käme. 

War die Nacht in Windhoek nach unserer Ankunft mehr eine Art technischer Stopp um nach dem langen Flug auszuschlafen, ist unser erstes Ziel das Neuras Wine and Wildlife Resort. Die am Rande der Wüste gelegene Unterkunft ist, wie der Name es sagt, eine kleine Weinplantage. Pro Jahr werden hier circa 5000 Flaschen produziert – also nicht wirklich viel. Dass in dieser Region überhaupt Wein angebaut wird, ist schon etwas besonderes. Es ist trocken und staubig, aber die Temperaturen sind angenehm. Noch beeindruckender ist, dass die erste Weinrebe hier nicht von Menschen gepflanzt wurde, sondern bereits in dieser Oase wuchs. Niemand weiß, wie sie hierher kam, aber für die Gründer der Farm war es überzeugend genug. Wir genießen eine Weintour mit Weinprobe und bekommen einen ersten Eindruck von Namibias Wüstenlandschaft. 

Direkt angrenzend an die Weinplantage leben 7 Geparden, die wir beobachten dürfen. Normalerweise leben Geparden in der Wildnis und sind bekannt dafür, die schnellsten Landlebewesen zu sein. Hier aber leben sie eingezäunt und werden täglich gefüttert. Das wirkt auf uns zunächst merkwürdig, hat aber einen nachvollziehbaren Grund. In Namibia dürfen Tiere geschossen werden, wenn sie sich auf der eigenen Farm befinden – und natürlich sind Raubkatzen bei Farmern nicht besonders beliebt. Die hier auf dem 35 Hektar großen Gelände lebenden Katzen sind alle gerettet worden, nachdem ihre Mütter von Bauern erschossen wurden, bevor die Jungen auf ein selbstständiges Leben vorbereiten waren.

Ein echtes Highlight sind die frei herum laufenden Erdmännchen. Ich war sehr überrascht, dass sie sich von uns kaum stören lassen, denn bis auf ungefähr 5 Meter können wir uns ihnen nähern. Immer wieder streckt sich einer von ihnen nach oben und hält Ausschau.

Unser zweites Ziel ist das Le Mirage Resort und Spa – und das hat es in sich. Dieses einmalige, an eine Burg erinnernde Hotel liegt wirklich mitten in der Wüste. Das Zimmer ist luxuriös groß, hat einen Balkon mit weitem Blick auf die Wüstenlandschaft und erlaubt nachts einen atemberaubenden Blick in den einmalig klaren Sternenhimmel. Dieser ist auch der eigentliche Grund, warum wir Namibia als letzte Station unserer Reise ausgewählt haben. Hier kann ich endlich ein paar Nächte in Folge meine Fotoausrüstung in den Himmel richten. Bilder folgen in einem der nächsten Posts.

Jeden Abend wird uns ein 5-Gang-Dinner serviert und tagsüber entspannen wir am Pool, der umringt von Pflanzen und Blüten im Innenhof des Gehöfts liegt. Dieser Ort ist wirklich traumhaft. 

Ein echtes Abenteuer erleben wir auf unserem Ausflug zu den Dünen in Sossusvlei. Um zu den Sanddünen der Namibwüste zu gelangen, kann man mit dem eigenen Auto von dem kleinen Ort Sesriem auf einer Schotterstraße durch den Nationalpark fahren. Das ist erstmal wenig aufregend. Rechts und links türmen sich entlang der Straße die mächtigen, roten Sandberge. Die Fahrt ist entspannt und bietet einen wundervollen Ausblick. Am Ende der Straße steht dann ein Schild „ab hier nur 4-Rad-Antrieb“ und daneben ist ein großer Parkplatz. All diejenigen, die keinen Geländewagen haben, können hier ihr Fahrzeug abstellen und sich mit einem Shuttle-Offroader die letzten 5 Kilometer durch den Sand fahren lassen. 

Nun ja, wir haben ein Auto mit 4-Rad-Antrieb aber als echten Geländewagen würde ich das wahrlich nicht bezeichnen… mehr ein gewöhnlicher SUV, der alle Annehmlichkeiten eines Stadt-Autos, wie Klimaanlage und Automatik bietet – und eben zusätzlich den Allradantrieb. Soehnke aber stoppt nur kurz, schaut auf den Parkplatz, schaut auf das Schild und tritt schließlich aufs Gas. 

Mit durchdrehenden Reifen schlittern wir im Sand hin und her. Was vor Ewigkeiten einmal ein Flussbett mit Gras war, ist heute eine autobahnbreite, trockene und butterweiche Sandpiste, aus der ein paar tote Bäume und große Felsbrocken empor ragen. Unser Auto scheint sich mehrmals in den weichen Boden zu graben und dabei wie ein Boot auf dem Ozean zu schwimmen. Immer wieder kommen wir fast zum Stehen…aber nur fast. Ich schaue mir Soehnkes Gesicht an und sehe Panik. „Ich hab gelesen, dass man auf gar keinen Fall anhalten soll, denn dann kommt man nicht wieder los“, ruft Soehnke verschwitzt und drückt bei ruckartiger Lenkradbewegung weiter aufs Gas. Was wenn wir stecken bleiben? Wir sind mitten in der Wüste zwischen riesigen roten Dünen in einem Sandfeld – kein schöner Ort für ein Picknick. Ein, zwei Situationen sind wirklich knapp. Das Auto bleibt beinahe stecken… aber eben nur beinahe. Immer wieder fängt es sich und wir kommen erstaunlicherweise vom Fleck.

Sehr selten kommt uns ein Jeep entgegen. So wissen wir zumindest, dass wir nicht ganz allein sind. Das Problem: auch sie würden wohl nicht anhalten, denn dann würden auch sie feststecken. Das Credo also: auf keinen Fall stehen bleiben.

Und es funktioniert. Wir kommen, wenn auch leicht zitternd und durchnässt, in Sossusvlei an. Auto aus, durchatmen und langsam aussteigen. Der feste Boden unter den Füßen tut gut.

Eine kurze Wanderung bringt uns zum Deadvlei, einem ausgetrockneten Seebett. Vor circa tausend Jahren ist hier eine grüne Seenlandschaft so abrupt ausgetrocknet, dass alle Bäume konserviert wurden und heute nur noch die Gerippe dastehen. Der weiße Boden hier ist aus festem Gestein, die Überreste der Bäume stehen wie Grabsteine in der Landschaft. 

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5 Gedanken zu „Sehr viel Sand und ein traumhaftes Hotel

  1. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Die Bilder sind sehr beeindruckend. Ich hoffe, ihr seid wieder gut im Hotel gelandet. Euch noch eine interessante Zeit. Ihr werdet Monate brauchen, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten.

  2. Wie immer tolle Bilder! Und die Erdmännchen, sehr süß. Habe gerade neulich eine Doku auf Netflix zu Deadvlei gesehen! Viel Spaß noch auf eurer letzten Station!
    Liebe Grüße, Simone

  3. Die riesigen roten Dünen im Wüstensand,so beeindruckend und schön.Super Soehnke,dass du es geschafft hast das Auto in der Gewalt zu behalten.Nun freuen wir uns auf die Nachtbilder.Euer traumhaftes Hotel wird euch bestimmt helfen,entspannt in Berlin anzukommen.

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