Irgendwie klappt’s dann doch – nach Oaxaca und zurück.

Manchmal muss man geduldig sein. Und manchmal muss man darauf vertrauen, dass schon alles gut gehen wird.

Achtung, dieser Post ist länger und detaillierter.

TLDR: Teil 1: Eine Erkältung und ein 3-stündiger Stau halten uns auf dem Weg nach Oaxaca auf. Die kurze Zeit in Oaxaca ist dafür umso schöner. Teil 2: Die Fahrt zum Flughafen wird zur Geduldsprobe. Ein platter Reifen macht uns einen Strich druch die Rechnung. Wer keine Lust auf Lektüre hat, kann sich auch einfach nur an den Fotos erfreuen.

Teil 1 – Oaxaca wir kommen – vielleicht.

Eigentlich war es unser Plan einen gemütlichen Roadtrip mit spontanen Stops zu machen….eigentlich.

Zunächst noch unentschieden, ob nördöstlich von Mexico Stadt oder doch südwestlich, entscheiden wir uns dazu die kleine Stadt Oaxaca im Süden anzusteuern. Schon in Mexico Stadt begegnete uns vieles aus Oaxaca – Gerichte auf Speisekarten (Oaxaca Style) oder historische Geschichten in Museen sagten uns: da muss es interessant sein.

Wir holen uns ein Mietauto am Flughafen von Mexico Stadt und fahren los.

Der erste Stop auf der Route führt uns nach Puebla. Mexicos viertgrösste Stadt glänzt mit einer kleinen, im Schachbrettmuster angeordneten und gut zu Fuss erkundbaren Altstadt: Cafés, Restaurants, Bäckereien, Spielzeugläden und Klamottenshops, Fischläden, eine pitoreske Markthalle und das alte Krankenhaus, das jetzt ein Museum für Moderne Kunst ist. Und dazu noch perfektes Wetter.

Dann aber hat Soehnke eine Erkältung erwischt und er verbringt fast 2 Tage im Bett. Blöd aber nicht änderbar. Ausruhen ist da wichtiger als Stadt entdecken – und eilig haben wir es ja auch nicht.

Das nehme ich zum Anlass Hotelpool und Spa auszuprobieren und die Stadt alleine zu erkunden…und im Gegensatz zu Soehnke bin ich soweit fit.

Ich schlendere einen Tag durch die kleinen Straßen, probiere lokale Backwaren und staune über Jugendliche, die Super-Mario auf großen Fernsehern auf der Straße spielen. Die Nintendo-Musik ist einfach unerkennbar und schon von weitem zu hören.

Einen Tag später ist Soehnke fit (genug) zum Fahren und wir machen uns wieder auf den Weg nach Oaxaca. Wir fahren durch eine trockene Landschaft gespickt mit Kakteen. Dahinter große Bergketten und Vulkane. Circa jede Stunde müssen wir an einer Mautstation anhalten und ein paar Pesos abdrücken. Immer wieder stauen sich die Autos vor diesen Mautstationen. So erkennen wir also immer schnell – es ist wieder Zeit die Münzen aus dem Getränkehalter zusammen zu kratzen.

Nach etwa 2 Stunden Fahrt stauen sich plötzlich wieder ein paar Autos – aber eine Mautstation weit und breit nicht zu sehen. Ein Polizist erklärt uns, dass es hier nicht weiter geht. Grund: ein Unfall. Wir müssen also hier abfahren und denken uns, dass wir wohl eine Alternativroute brauchen. Navi programmiert und nachgeschaut. Problem: die Alternative dauert 5 statt 2 Stunden. Die Autobahn, die eigentlich vor uns liegen würde, ist geradewegs durch eine Bergkette geschlagen. Die Alternativroute führt eben drumherum und dauert einfach viel zu lange.

Da wir nicht wissen, wo genau der Unfall ist, beschließen wir erstmal abzufahren und die nächste Auffahrt wieder zu nehmen… vielleicht liegt der Unfall ja dann bereits hinter uns, denken wir ganz naiv. Und als wir nach circa 30 Minuten wieder auf die Autobahn auffahren, ist die Straße komplett leer. Vor uns kein Auto, hinter uns kein Auto und entgegen kommt uns auch keines. Merkwürdig, aber irgendwie auch cool.

Naja, war auch klar, dass das nicht lange so bleiben würde. Irgendwann erscheint vor uns ein stehender LKW. Oder besser gesagt: das Ende des Staus. Da jedoch die Schlange der Fahrzeuge nur aus LKW zu bestehen scheint, fahren wir langsam links an der Schlange vorbei. Die Gegenspur ist nämlich gespenstig leer. Noch denken wir, dass das die LKW-Schlange zur Mautstation sei. Bis wir die ersten PKW sehen und anhalten. Fenster runter und den Auto-Nachbar gefragt, wird uns klar: das ist der Stau hinter dem Unfall. Wir haben ihn also doch noch nicht umfahren.

Nun muss man dazu sagen, dass so ein richtiger Nichts-geht-mehr-Stau für uns fast schon etwas aufregend ist… wir fahren selten Auto und besitzen auch kein eigenes. Wir steigen also aus, schließen das Auto ab und laufen nach vorne. Das Ende des Staus können wir nämlich am Ende der Autoschlange sehen…

Zum Glück ist dort nicht der Unfall, sondern wieder eine Mautstation inklusive Raststation. Der Unfall ist noch Meilen entfernt, verstehen wir jetzt. Durch diese Mautstation kommt aber im Moment niemand mehr durch. Hier wird der Verkehr aufgehalten, damit es sich nicht am Unfallort selbst staut. Später erfahren wir zudem, dass der Unfall auch noch mitten auf einen Brücke liegt.

Jetzt haben wir genau 2 Optionen. Wir können zurück nach Puebla fahren und den Rest der Tage dort (oder in Mexico Stadt) verbringen. Die Alternative Route mit 5 Stunden wollen wir nicht nehmen, da dies bedeuten würde, dass wir nachts über unbekannte Serpentinen fahren müssen. Sehr uncool, wenn man bedenkt, dass mexikanische Landstraßen nicht gerade die besten sind. Oder die andere Möglichkeit: wir warten einfach mal ab.

Also holen wir uns ein Eis an der Raststätte und schlendern über die leere Fahrbahnseite der Autobahn. Neben uns die stehenden Autos und die dazugehörigen Großfamilien, die im Schatten des Gefährts Picknick machten. LKW-Fahrer, die sich redselig unterhalten und immer mal wieder ein Kindergeschrei – reges Treiben auf der ruhigen Straße. Und uns fällt ein, dass wir noch eine Pizza vom Vortag im Auto zu liegen haben. Also machen auch wir Picknick und genießen die Sonne.

Langes Warten, bis es weitergeht. Einige NYT-Daily-Podcast-Folgen später fährt die Auto-Karawane langsam wieder los. Am Ende dauert der Stau ganze 3 Stunden.

Der Grund ist ein komplett demolierter und quer über der Fahrbahn liegender LKW. Er liegt schon seit dem Morgen des Tages dort und konnte erst jetzt weggeräumt werden. Auf der Straße verteilt liegen Milchkartons, Verpackungsmaterial und Reste eines einstigen Anhängers.

Mit viel, viel Verspätung kommen wir abends noch in Oaxaca an. Wir essen noch schnell was und fallen dann ins Bett.

Aber immerhin: wir haben es schließlich geschafft.

In Oaxaca verbringen wir nach Verspätung durch Erkältung und Stau schlussendlich nur 2 Nächte, also praktisch nur einen ganzen Tag. Das reicht nicht für viel aber doch für einiges. Wir schauen uns Monte Albán, einen Zapotecen-Tempel am Rande der Stadt an und durchstreifen die Straßen der Stadt. Ein echtes Highlight: wir treffen Julia zum Dinner und haben einen geselligen Abend zu dritt – inklusive Mezcal (Agavenschnaps) und Mole (spezielle herzhafte Soße aus Schokolade). Ein ganz wunderbares Treffen.

Der Tag danach ist Hörbuch-Tag. Denn vor uns liegen 6 Stunden Autofahrt zurück nach Mexico Stadt. Eigentlich anders geplant, müssen wir nun unseren Rückweg an einem Stück durchfahren, denn schon am nächsten Tag steht unser Weiterflug nach Costa Rica an. Die Nacht vor dem Flug wollen wir in der Nähe des Flughafens verbringen – sicher ist sicher. Wir fangen drei Hörbücher an, und können uns beim vierten einigen. „Central America‘s Forgotten History“ von Aviva Chomsky untermalt unsere Fahrt akustisch bis nach México Stadt.

Dort angekommen checken wir ein, essen noch fix was und fallen geradezu ohnmächtig ins Bett.

Teil 2 – Auf nach Costa Rica – oder doch nicht?

Schnell noch morgens die Wäsche machen – dachte ich mir. Das klappt soweit auch, führt aber aufgrund eines ganz unerklärlichen Zeitmangels dazu, dass der halbe Rucksack mit klammen Klamotten gefüllt ist. Egal.

Ab ins Auto, schnell, es geht zum Flughafen. Wir sind schon knapp dran. Draussen auf der Ausfahrt des Hotels klopft dann der Portier an unser Scheibr und zeigt auf unseren platten Reifen hinten rechts. Mist. Ein Platten – was nun?

Egal, denken wir uns wieder. Ein Auto hat 4 Reifen, das muss auch mal mit 3 gehen. Navi wieder an und losfahren.

Geht gut für ca 15 Minuten. Der Lärm der auf dem Beton kratzenden Felge wird immer deutlicher. Und irgendwann ist es unangenehm laut. Wir können so nicht weiterfahren. Und unser Flug: in genau 2 Stunden. Und der Fughafen novh gut 20 Minuten Autofahrt entfernt…

Wir fahren in eine Einfahrt am Straßenrand und sind völlig ratlos. Was jetzt? Den Flug bekommen wir sicher nicht mehr, das ist für uns ganz klar. Und: wir beide sind keine Auto-Menschen und trauen uns einen Reifenwechsel nicht zu. Gibt es Abschlepp-Dienste? Rufen wir die Mietwagenfirma an? Was kostet wohl ein neuer Flug?

Was tun? Was macht man, wenn man völlig ratlos da steht und nicht weiter weiss?

Man bittet andere um Hilfe.

Mit Händen und sehr sehr gebrochenem Spanisch versuche ich zwei junge Männer, die ein paar Meter von uns entfernt vor einem Bus sitzen, davon zu überzeugen, dass ich ein Problem habe. Und Bingo, einer der beiden versteht meine kruden Gestiken sofort und kommt mit mir zu unserem Auto. Er holt sein Werkzeug und macht sich an die Arbeit. Der schmale junge Mann in löchriger Kleidung setzt den Wagenheber unter dem Auto an, legt sich mit ganzer Körperkraft auf den Schraubschlüssel und löst die Schrauben. In unter 15 Minuten wechselte er unseren Reifen. Der Wahnsinn.

Es besteht also noch eine reale Chance den Flug zu bekommen. Wir machen einen neuen Plan: ich werde am Gate aussteigen und checke das Gepäck bereits ein, Soehnke bringt das Mietauto weg. Denn, zu allem Ärger ist die Mietwagenstation 10 Shuttle-Minuten vom Terminal entfernt. Wir laden also das Gepäck aus, Soehnke fährt weiter und ich ziehe 3 (gefühlt riesige) Koffer zum Schalter. Passports hinlegen, erster Koffer auf die Waage und los gehts. Oder doch nicht?

Gepäck einchecken geht (natürlich) nur persönlich. Jeder nur mit seinem Gepäck…Meine Versuche den freundlichen Avianca-Airlines Mitarbeiter zu überzeugen, dass Herr Wagner wirklich gleich da sein würde fruchten nicht. Und er hat ein klare Ansage: in 4 Minuten ist der Schalter zu. 4 Minuten! Nie im Leben würde das reichen, so dass Soehnke das Mietauto abgeben kann und all die Diskussion um mögliche Kratzer (und den platten Reifen) zufriedenstellend abschließen kann.

Ich schiebe die Koffer also beiseite und rufe Soehnke an.

„ich bin im Shuttle und bin in 5 Minuten da!“. Wow, denke ich und bleibe so nah am Schalter stehen, wie es nur geht, um dem Mitarbeiter zu zeigen, dass ich noch nicht aufgebe. Innerhalb wirklich weniger Minuten erspähe ich Soehnke am Eingang, winke ihm zu und signalisiere mit der anderen Hand dem Mitarbeiter, dass mein Partner da ist.

Passports gescannt, Koffer gewogen, Tickets ausgedruckt und auf zur Security. Wir haben es geschafft.

Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Wir sitzen im Flieger nach Costa Rica. Ob das Gepäck dort auch ankommt? Wir werden es sehen.

Zum Schluss noch ein paar Bilder aus den „Museo Poblano de Arte Virreinal“ in Puebla und dem Filatelie-Museum in Oaxaca:

Beitrag erstellt 22

10 Gedanken zu „Irgendwie klappt’s dann doch – nach Oaxaca und zurück.

  1. Euer Bericht ist spannender als der Krimi heute Abend.Und die super Fotos machen das ganze noch interessanter.Voller Vorfreude sind wir schon gespannt auf den nächsten Bericht.Bleibt gesund!

      1. Ja, da kann ich nur wünschen und hoffen, dass der Aufenthalt in Costa Rica nun entspannter und erholsamer sein wird.
        Aber Kompliment , wie grandios ihr die aufgetretenen Schwierigkeiten meistern konntet!
        Alles Liebe und Gute weiterhin!

    1. Krass. Was für ein Abenteuer. Ihr habt ja Nerven wie Stahl. Ich habe beim Lesen richtig mitgefiebert, ob ihr es noch schafft. Toller Text. Wie es wohl weitergeht?🤔

  2. Ich finde den letzten
    Bericht richtig aufregend. Das hätte ich nervlich nicht geschafft. Wie gut, dass ihr so jung und fit seid. Die Bilder sind immer großartig. Bleibt gesund!

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