Tofu, Tee und Taipei-101. Eine Woche Taiwan.

Nicht neu, aber doch immer wieder überraschend für mich: Sprachbarrieren. Ich frage etwas und stoße auf ein vollkommen irritiertes Gesicht. „Toilette“, frage ich und versuche es gleich noch anders: „Tooolett, Toiiiletttt, Restroom, Men’s room?“- vergeblich versuche ich herauszufinden, wo ich eine Notdurft verrichten kann. Es funktioniert nicht.

Zum Glück gibt es Google Translate, so dass ich meinem Gegenüber die entsprechenden chinesischen Schriftzeichen zeigen kann. „Ah Toilette – this way“. Was war anders? Was hatte ich vorher gesagt? Was hat wohl den Unterschied in der Aussprache ausgemacht? Mein Eindruck: Menschen, die mit einer tonalen Sprache aufwachsen (chinesische Sprachen, Vietnamesisch), scheinen Dinge in der Aussprache wahrzunehmen, die für mich nicht hörbar sind. Wenn ich am Wortanfang oder am Ende des Wortes mit der Stimme nach oben gehe, scheint das für die Taiwanerin eine Bedeutung zu haben. Und entweder versteht sie das Wort oder aber steht völlig auf dem Schlauch, weil ich es nicht so ausgesprochen habe, wie sie es gelernt hat.

So geht und ging es mir in Asien schon häufiger. Wenn ich zum Beispiel (damals) in Vietnam eine Pizza nach Hause bestellen wollte, war ich bei der Angabe meiner Lieferadresse angehalten, den Straßennamen immer so zu betonen, dass ich in der Mitte des Wortes ein paar Töne nach oben springe. Wie aber mache ich das, wenn ich selbst den Unterschied gar nicht richtig höre? Ganz einfach: während ich das Wort spreche, hebe ich die Schultern, strecke den Kopf ruckartig und ziehe die Augenbrauen sprunghaft nach oben. Das führte irgendwie zur korrekten Aussprache und einer erfolgreichen Verständigung. Mein Gegenüber am Telefon verstand mich. Aber ich muss zugeben, dass ich während der merkwürdigen Schulter-Kopf-Gesichts-Akrobatik wie ein pickendes Huhn aussah, aber eines, was auf dem Rücken liegt. Nun ja, die Pizza kam fast immer an.

Eine andere Besonderheit hier in Taiwan ist die ungewohnte Körpersprache. Menschen in der Service-Branche, z.B. Kellner:innen haben eine Mimik und Gestik, die auf mich schüchtern, fast unterwürfig wirkt. Gebückte Haltung, kleine trippelnde Schritte und ein dauerhaftes Lächeln – alles wirkt übermäßig aufmerksam und jede Bewegung wird sehr bedacht durchgeführt. Ob diese Menschen in ihrer Freizeit wohl auch so sind? Oder haben sie den Service-Faktor ihrer Arbeit einfach sehr verinnerlicht? Beim Bestellen eines Kaffees ist die uneingeschränkte Freundlichkeit für mich natürlich angenehm. Im privaten Kontext wüsste ich nicht, ob ich damit so gut umgehen könnte.

In Taiwan verbringen wir fast eine Woche. Die meiste Zeit verbringen wir in Taipei, besuchen Tempel, Märkte und den berühmten Taipei-101-Tower. Trotz reichhaltiger Skyline strotzt der über 500 Meter hohe Turm heraus, der bis 2009 das höchste Gebäude der Welt war. Das an Bambus angelehnte Design ist markant und einprägsam. Für uns überraschend: die Millionenstadt ist insgesamt erstaunlich ruhig und gut zu Fuß zu erkunden.

Für einen Tag mieten wir uns ein Auto samt Fahrer, entdecken die Region nordöstlich von Taipei und besuchen den Yehliu Geopark mit spannenden Felsformationen sowie die Marktstraßen in Jiufen und Shenkeng.

An einem Abend entdecken wir die interessante Jazz-Bar „Sappho Live“. Eine vierköpfige Band (Taiwaner) spielt Afro-Beats und wird dabei von Jazz-Klängen begleitet. Die ungewohnte Mischung ist richtig gut und macht Spaß. Mehr oder weniger zufällig entdecken wir danach einen sehr lokalen, kleinen Gay-Club. Hier sind wir die einzigen „Weißen“ und werden sehr freundlich willkommen geheißen. Ein gelungener Abend.

Wir genießen Fußmassagen, ein Bad in einer der heißen Quellen in Norden der Stadt und natürlich das gute Essen. Nun ja, nicht immer „gut“. Wir probieren taiwanische Spezialitäten wie Ananaskuchen und Stinky Tofu. Der Kuchen ist großartig, aber der sehr geruchsintensive Stink-Tofu ist nicht so unser Ding. Es riecht einfach sehr stark nach Fermentation und auch nach dem Probieren und nach längerer Zeit wird der Geruch einfach nicht angenehmer. Zumindest können wir danach schon beim Schlendern auf der Straße erriechen, welches Restaurant die Spezialität im Angebot hat.

In Taiwan ist Kaffee ähnlich beliebt und wichtig wie Tee. Zumindest in Taipei gibt es viele Cafés, die Kaffee sehr zeremoniell zubereiten. Spezielle Röstungen werden nur in den jeweils passenden Mühlen gemahlen und bei der exakt richtigen Temperatur gebrüht. Dabei handelt es sich normalerweise rein um Filterkaffee. Manchmal wird das Wasser nur langsam getröpfelt, manchmal stoßweise aufgegossen. Sogar die Art des Filters ist entscheidend – Papier oder Stoff – hängt alles von der Kaffeebohne ab.

Aber auch eine chinesische Tee-Zeremonie besuchen wir, denn Taiwan ist bekannt für guten Oolong-Tee. Auf dem Tisch ausgebreitet wird für uns ein ganzes Tee-Geschirr, bestehend aus Tässchen zum Trinken, Tässchen zum Riechen, Tässchen nur zum Angucken, Teenadeln, Klammern, der Teekanne, einem Umgieß-Kännchen und noch mehr. All das braucht es, um den Tee, die Farbe und die Aromen zu bewundern, denn bei der Zeremonie geht es eben darum – den Tee und die Zeit zu genießen. Fünf mal gießen wir den Tee erneut auf und befolgen dabei ein klar strukturiertes Handbuch, welches uns die nette Dame nach einer Vorführung hinterlassen hat. Wichtig: mit der Teenadel NICHT in den Blättern herumrühren… man darf sie nur sanft zur Seite drücken.

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2 Gedanken zu „Tofu, Tee und Taipei-101. Eine Woche Taiwan.

  1. Das waren tolle Bilder aus Taiwan. Ich finde es großartig, wie ihr euch auf die Länder einlasst. Ich habe noch einmal alle Bilder eurer Reise angesehen und bin begeistert von den unterschiedlichen Kulturen, die ihr auf euch wirken lasst. Noch spannender werden sicher die persönlichen Berichte nach eurer Rückkehr sein. Weiterhin ganz viel Freude. Dorlis

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